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In welchem Bereich des eigenen Spiels kann sich ein Golfer kurzfristig am schnellsten verbessern?
Ganz klar im kurzen Spiel! Durch vermehrtes Training des kurzen Spiels wird jeder Golfer schnell auf dem Platz weniger Schläge benötigen und sich somit verbessern.
Welche Aspekte der Trainingslehre führen deiner Meinung nach dazu, dass sich Verbesserungen einstellen?
Zunächst einmal der Trainingsaufwand. Hierbei ist es meiner Meinung nach so, dass man nicht zu viel trainieren kann! Die Häufigkeit des Trainings allein ist aber nicht entscheidend. Wichtig ist zudem der richtige Aufbau des Trainings, um die Zeit, die dafür zur Verfügung steht, auch möglichst effizient nutzen zu können.
Ob das Training indes eher technikorientiert oder variabel konzipiert werden sollte, kann man nicht pauschal beantworten. Dies hängt immer vom jeweiligen Stand des Spielers ab und von der Entwicklungsphase, in der er sich befindet. Ich sage es mal so: Eine gute Technik ist immer von Vorteil, aber ich muss auch lernen sie auf dem Platz anzuwenden.
In welchem Zusammenhang stehen für dich die Komponenten Theorie, Visualisierung und Schwunggefühl beim Golfen?
Für mich persönlich und mein Spiel funktioniert das wie folgt: Mir ist es sehr wichtig zu verstehen, wie die technischen Vorgänge im Golfschwung ablaufen sollten. Mein Kopf verarbeitet dieses Wissen in Bilder und damit kann ich die einzelnen Schwungkorrekturen gut umsetzen. In Kombination mit viel Training entsteht aus dem Wissen und den Bildern ein Schwunggefühl, welches mir dabei hilft beim Golf spielen nicht zu viele Gedanken im Kopf zu haben.
Im Unterricht macht es meiner Meinung nach einen guten Golflehrer aus, heraus zu finden, wie der Schüler am Leichtesten lernt. Denn nur so kann ich mit dem Schüler auf die Art und Weise arbeiten, die am Besten zu ihm passt.
Wie gehst du selbst mit besonderen Drucksituationen auf dem Golfplatz um?
Da gibt es für mich mehrere Sachen, die ich gerne anwende: Bei Turnieren zum Beispiel nutze ich eine kleine unkomplizierte Atemtechnik, um am ersten Abschlag die weichen Knie los zu werden. Darüber hinaus ist eine gefestigte Preshot-Routine für mich sehr wichtig. Denn nur mit ihr kann ich auch unter Druck meine besten Schläge abrufen. Abschließend kann ich noch empfehlen sich beim kommenden Schlag nicht vorzustellen, was alles schief gegen könnte. Stattdessen solltet ihr euch lieber ganz genau darauf fokussieren, was passieren soll.
Hast du einen Tipp dafür wie ein Golfer taktisch auf dem Platz vorgehen sollte?
Das ist ganz einfach! Der Hauptgrund für eine schlechte Golfrunde ist, dass der Golfer Schläge ausführen möchte, die er nicht wirklich beherrscht. Mein Tipp lautet: Sei dir deiner Stärken und Schwächen bewusst und wende sie mit dem richtigen Kosten-, Nutzenverhältnis auf dem Platz an. Mache dir zum Beispiel vorher einen Plan, wie du welche Bahn spielen möchtest unter der Berücksichtigung deines Könnens.
Kannst du dich sowohl an deinen besten als auch deinen schlechtesten Golfschlag erinnern?
Dazu eine kleine Geschichte, denn mein bester Schlag ist zugleich einer der schlechtesten: Ich arbeitete seit Monaten an einer Schwungumstellung. Trotzdem wollte ich es mir nicht nehmen lassen auch Turniere zu spielen. Das Turnier war ein typisches Herrenturnier, welches in meinem Heimatclub immer mittwochs stattfand.
Loch 1 war ein Par 3 und wenn ich mich richtig erinnere ca. 155 Meter lang. Ich nahm wie immer mein Eisen 6. Als ich dann schlug und den Ball traf, spürte ich, dass etwas anders war als sonst. Solch ein leichtes Gefühl hatte ich noch nie beim Schlagen des Balles gespürt. Der Ball allerdings segelte im Flug über das Grün ins Aus. Im Grunde ein denkbar schlechter Start, aber der Knoten bezüglich meiner Schwungumstellung war geplatzt. An dem Tag stellte ich den Platzrekord mit einer 69 auf, gewann das Turnier und viel besser noch: Ich schlug meinen Vater um fünf Schläge.
Du hast 2003 mit deiner Ausbildung zum Golfprofessional begonnen, welche Veränderungen hast du seitdem im Golfsport feststellen können und wie hat sich vielleicht ganz speziell der Ansatz von Golftraining deiner Meinung nach weiterentwickelt?
Seit Beginn meiner Ausbildung hat sich natürlich einiges verändert, wobei ich vorab sagen muss: Das Rad wurde nicht neu erfunden! Was sich zum Großteil verändert hat, haben wir dem technischen Fortschritt zu verdanken, der es dem Schüler aber auch dem Golflehrer erleichtert effizient zu arbeiten. Heute sind die Golfer grundsätzlich viel aufgeklärter als früher. Dank des Internets und seiner Artikel, Videos und Podcasts kann ein jeder schnell viel Wissen aufbauen.
Allerdings kann ich mich noch gut an meine erste Stunde mit Videokamera erinnern: Die Kamera war ungefähr so groß wie ein Schuhkarton und nahm tatsächlich noch auf eine richtige Kassette auf. Nach der Aufnahme ging man gemeinsam an den Fernseher, zeichnete mit abwaschbarem Stift die Schlägerebene auf den Bildschirm und fing an diese zu analysieren. Inzwischen besitzt jedes Handy eine hochauflösende Zeitlupe und mit einer App zeichnet man in Sekunden Linien in den Schwung ein. Dies ist natürlich ein riesiger Vorteil für den Golfer, weil er so in der Lage ist, sich zwischen den einzelnen Golfstunden selbst zu kontrollieren. Darüber hinaus gibt es Tools, die dabei helfen unglaublich detaillierte Rundenanalysen aufzuzeichnen und Launch Monitore, die dir jedes Detail über den Schläger und den Ball im Treffmoment liefern. Daten und Werte, die man auch nicht mit einer Kamera erfassen könnte.
Diese Veränderungen sind wahnsinnig hilfreich und auch ich selbst nutze sie gerne im Unterricht. Eines darf man wie ich finde bei alledem nicht vergessen: Auch das Gefühl für den Schwung spielt eine erhebliche Rolle!
Steven Schallock & Yannick Beyss